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Zitat des Tages:
mit Gott anbandeln
aus der Predigtreihe Beten am 1. Fastensonntag:
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
In den vergangenen Jahren habe ich schon öfter versucht in der österlichen Bußzeit, der Fastenzeit, auf ein bestimmtes Thema in einer Predigtreihe näher einzugehen. So z.B. zum Thema Beichte/Buße oder im vergangenen Jahr zum Thema der Barmherzigkeit. In diesem Jahr möchte ich versuchen „DAS GEBET“ aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und vielleicht auch den ein oder anderen Anstoß zu geben, damit wir uns wieder intensiver mit dem Beten beschäftigen und auseinandersetzten.
Am Anfang steht die Frage: Worum geht es im Glauben, worum geht es in der Religion überhaupt? Die Antwort ist relativ einfach: Eine Beziehung zu Gott aufzubauen. IHN kennen zu lernen und im Idealfall aus ganzen Herzen lieben zu können. Und diese Beziehung zu Gott kann eigentlich nur im Gebet aufgebaut werden, also im Gespräch mit IHM. Aber wie fängt man an zu beten? Nehmen wir zur Beantwortung dieser Frage ein Beispiel aus dem Leben:
Wie lernen sich zwei junge Menschen kennen? Vielleicht denkt ihr einmal zurück, wie ihr euren eigenen Partner – Ehemann/Ehefrau – kennen gelernt habt. Oft passiert die erste Kontaktaufnahme, das Anreden auf einem Ball oder in der Disco oder einem Festl. Und diese ersten Dialoge und Gespräche sind meist nichtssagend oder sogar unbeholfen: „Was machst du denn hier?“ – „Ach, nichts Besonderes, und du?“ – „Ich habe auch keine Ahnung, Möchtest du was trinken?“ – „Weiß nicht. Willst denn du was?“
Merken Sie? Das was wir sagen ist zunächst einmal ziemlich belanglos, kann aber der Beginn von etwas ganz Großem sein, vielleicht sogar einer Jahrzehnte dauernden Liebe und Ehe. Und so ist es auch mit dem Gebet. Die ersten Gehversuche oder Annäherungsversuche an Gott sind vielleicht zögerlich und holprig, aber wenn wir dranbleiben kann daraus eine tiefe Liebesbeziehung zu Gott wachsen und entstehen. Und beim Gebet – beim Reden mit Gott ist jetzt nicht wichtig dass wir die perfekt auswendig gelernten Gebete möglichst oft und fehlerfrei herunterradeln, sondern es ist wichtig, dass wir die Sehnsucht in uns verspüren mit Gott eine Beziehung aufzubauen.
Manche stellen sich die Frage ob sie denn überhaupt würdig sind oder fähig sind eine solche Beziehung zu Gott aufzubauen. Da hilft uns vielleicht ein Zitat aus dem Film Sister Act II weiter, dort heißt es: „Wenn du morgens aufstehst – und du denkst ans Singen, wenn du abends einschläfst, und du denkst ans Singen – dann stellt sich nicht mehr die Frage, ob du später einmal Sängerin werden sollst – dann bist du schon eine Sängerin!“
Und mit dem Beten ist es dasselbe: Wenn du morgens an Gott denkst und abends vor dem Einschlafen an Gott denkst, dann stellt sich nicht mehr die Frage ob du würdig oder fähig bist zu beten, dann betest du schon!
Wir Christen glauben, dass jeder Mensch im Innersten diese Sehnsucht nach Gottes Liebe spürt – jedoch überdecken wir diese Sehnsucht oft durch Ersatzbefriedigungen. Und darin sind wir Meister in unserer heutigen Zeit – das ständige Suchen nach Spaß, Anerkennung, Harmonie und Ablenkung zeigt, dass unser Herz im Grunde zutiefst unruhig ist. Und deshalb ist es für uns gerade in dieser beginnenden Fastenzeit eine Chance wieder ruhig zu werden und die Beziehung zu Gott wieder neu zu entdecken oder zu intensivieren. Vielleicht können wir uns für diese österliche Bußzeit wieder vornehmen – wie ein verliebter Teenager – mit Gott neu „anzubandeln“ – zu beten. AMEN!!!
(P. Leonhard Obex)