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Zitat des Tages:
im Liebesfluss
aus der Predigtreihe Beten am 4. Fastensonntag:
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Im heutigen Teil unserer diesjährigen Predigtreihe möchte ich über die „Königsdisziplin“ des Gebetes sprechen: die Stille Anbetung vor dem Allerheiligsten Altarsakrament. Ich möchte aber gleich vorwegnehmen, dass alle anderen Gebetsformen- und Übungen auf keinen Fall weniger wert sind. Jeder Versuch, jede Bemühung mit Gott in Beziehung zu treten ist kostbar und hilfreich! Doch die sogenannte „Stille Anbetung vor dem Allerheiligsten“ hat in den letzten Jahren wahrscheinlich als Gegenpol zu unserem hektischen Alltag an Beliebtheit gewonnen. Und deshalb wollen wir diese Gebetsform heute näher betrachten.
Doch was ist jetzt Anbetung genau? Vielleicht können wir diese Frage mit einer Begebenheit aus dem Leben des hl. Pfarrers von Ars beantworten. Dem hl. Pfarrer ist ein Bauer aufgefallen, der immer wieder für lange Zeit in der Kirche weilte. Eines Tages fragte der Pfarrer diesen Bauern, was er so lange in der Kirche mache. Da antwortete dieser mit dem berühmt gewordenen Satz: „Er schaut mich an, und ich schaue ihn an.“ Als katholische Christen glauben wir, dass Jesus in der Eucharistie/im Heiligen Brot wirklich gegenwärtig ist und deshalb können wir auch sagen, dass bei der Anbetung der Blick Jesu ganz auf uns gerichtet ist. Und auch wenn es für diese Form des Gebetes eine gewisse Übung braucht, so ist es doch etwas ganz besonderes wenn wir uns einfach dieser Liebe, diesem Blick Gottes aussetzen und mit ihm in Beziehung treten.
Ich denke für viele ist diese Art des Gebetes eine Herausforderung, weil sie mehr das Brot, die Hostie sehen die von einem goldenen Kranz umrahmt ist, als den lebendigen Gott der uns nahe sein will. Deshalb möchte ich eine kurze Geschichte wiedergeben, die eine hochgebildete Frau aus Irland erlebte, sie schreibt: „Ich stand zusammen mit meinem Mann und vielen anderen Leuten vor der Kirche, als plötzlich am Himmel die Gestalt des Herrn erstrahlte. Es war so großartig, was sich da abspielte, dass ich völlig gebannt hinsah. Beim Anblick des Herrn in dieser Vision kamen mir die Worte in den Sinn ‚Ich bin die Auferstehung und das Leben‘. Es war die Fülle des Lebens, die sich hier offenbarte. Jesus und alles um ihn vermittelte vor allem den Eindruck von Leben. Das Licht das den Herrn umflutete war lebendig, und von Seinen beiden Seiten flossen Kaskaden von klarem Wasser herunter. Mir schien, es waren die Ströme lebendigen Wassers, die Jesus jenen verheißt, die an ihn glauben. Als dieses wunderbare Schauspiel zu Ende war, erwartete ich, dass nun alle Leute rund um mich ihre Freude, ihrem Staunen und ihrer Dankbarkeit Ausdruck verleihen würden. Aber ich blieb allein mit meiner Schilderung des soeben Geschauten. Niemand außer mir hatte den lebendigen Auferstandenen gesehen. Alle übrigen nahmen bloß eine matt leuchtende Scheibe wahr. Es war eine Hostie die sie sahen, sagten sie einmütig. Warum wurde außer mir diese Vision niemanden zuteil? Warum? Plötzlich sagte mein Mann zu mir: „Wir haben es – im Gegensatz zu dir – nicht nötig den Herrn in Gestalt des Auferstandenen zu sehen. Wir Katholiken wissen ja, dass dieser Jesus, den du gesehen hast, in der Hostie verborgen ist“. Ich möchte noch hinzufügen, dass ich damals noch protestantisch war. Auf Grund dieser Erfahrung jedoch einige Zeit später zum katholischen Glauben konvertierte. Soweit das Zeugnis der Dame aus Irland.
Wir sehen, wir dürfen wirklich glauben dass Gott im heiligen Brot unter uns ist. Und bei der Anbetung können wir ihm alles hinlegen, ihm alles erzählen, wie mit einem guten Freund über unser Leben reden. Wir brauchen nicht aufzupassen, dass wir was falsches sagen oder ihn beleidigen könnten – einfach frei heraus erzählen oder auch nur schweigen. Er schaut dich an – du schaust ihn an – und zwischen euch, zwischen Gott und dir fließt die Liebe. Es ist mir schon länger ein Herzensanliegen einen solchen Raum der Gottesbegegnung in der Pfarrkirche in Rabenstein zu schaffen. Dass jedes Monat am Herz Jesu Freitag die Möglichkeit besteht von Mittag bis zum Abend in diesen Liebesfluss Gottes einzutreten. Die relativ kleine Pfarre Zell am Ziller in Tirol hat es geschafft dass 24 Stunden 365 Tage im Jahr in ihrer Pfarre Anbetung stattfindet und somit jeder zu jeder Zeit sich von der Liebe Gottes bescheinen lassen kann und darf. Vielleicht schaffen wir es in unseren Pfarren, dass zumindest 7 Stunden im Monat ein Liebesaustausch in der Anbetung stattfinden kann. AMEN!!!
(P. Leonhard Obex)