Suchfunktion

Zitat des Tages:

"Jesus sagte zu ihm: Wenn du könntest glauben! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.* Markus 9,23

P. Leonhard zieht Zwischenbilanz

Anläßlich seines 10-jährigen Priesterjubiläums zog P. Leonhard Bilanz über 10 Jahre als Priester und Pfarrer in Rabenstein, Grünau und Loich:

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Wie könnte man diese heutige Predigt am besten betiteln? Ich denke mir „eine (Zwischen)Bilanz“ würde es am besten treffen. Ich darf heute auf 10 Jahre Priesterweihe bzw. Primiz zurückblicken, eine Zeit, die unheimlich kurzweilig war aber in der auch viel passiert ist: Schönes wie Schweres.

Vielleicht darf ich zuerst für mich und natürlich für euch die letzten 10 Jahre in Zahlen und Fakten Revue passieren lassen: In den vergangenen 3650 Tagen habe ich insgesamt 3769 Hl. Messen gefeiert – was mitunter die Hauptaufgabe und das Zentrum des priesterlichen Lebens sein soll und muss. Natürlich ist man nicht immer mit vollem Herzblut bei jeder Eucharistie dabei, vor allem wenn’s dann schon die dritte oder vierte Messe am Tag ist, aber grundsätzlich darf ich sagen, dass die Wandlung, die Kommunion, die Messe für mich bis heute etwas ganz Besonderes ist, wo ich Gott in einer ganz intensiven, liebenden Art begegnen darf!

Bezeichnend für das Leben als Priester ist es natürlich auch, dass man die Menschen vom Beginn des Lebens bis auf den letzten Weg begleitet. Und diese Wege können von vielen verschiedenen Höhen und Tiefen geprägt sein und ich durfte erfahren, dass es die Menschen sehr wohl mitbekommen, ob man es ernst mit ihnen meint oder nur seinen Job macht. Besonders merkt man dies wenn ein Schicksalsschlag eine Familie getroffen hat, oder wenn ein Mensch gestorben ist und man zusammen mit der Familie seinen letzten Weg vorbereitet und versucht die Hoffnung auf die Auferstehung zu vermitteln. 348 Menschen durfte ich schon auf ihrem letzten Weg begleiten und ich finde es jedes Mal beeindruckend, wie empfänglich die Familien, Angehörigen und Freunde bei diesen Verabschiedungen sind, dass sie offen sind für die Botschaft der Auferstehung für die christliche Hoffnung auf ein Weiterleben bei Gott. Natürlich gibt es da auch sehr schwere und schmerzvolle Todesfälle, aber ich dufte auch erfahren, dass die Menschen das nicht vergessen, wenn man gerade in diesen Zeiten an ihrer Seite ist und ein Stück des Weges mitgeht…

Eine ganz andere Situation findet man vor, wenn Kinder durch die Taufe in die Kirche aufgenommen werden. Da ist es schwierig auf den wahren Sinn dieses Sakramentes hinzuweisen und die Bedeutung der Taufe klarzumachen, weil oftmals das Drumherum überbetont wird. Ist das Kleiderl schön, das Wasser warm genug, alle Geschenke da, dann muss man noch die anderen Kinder irgendwie ruhig halten usw… ich habe bei meinen 262 Taufen in den vergangenen Jahren gemerkt dass es mir selber schwer fällt immer bei der Sache zu sein. Und wenn man dann noch merkt oder fast sicher weiß, dass die Eltern und die Familie eigentlich gar nicht wissen was hier passiert und du sie wahrscheinlich erst wieder im Kindergarten oder in der Schule sehen wirst, stimmt das irgendwo traurig. Aber ich habe auch gelernt dass ich mir sage: Herr vollende du! Ich hab meinen Teil erledigt, jetzt darf und muss Gott selber das übrige dazutun.  

Ähnlich ergeht es mir auch bei Hochzeiten. Wenn zwei Menschen zueinander JA sagen und den Segen Gottes für ihren gemeinsamen Weg erbitten. Je schlichter und einfacher die Feier gehalten wird, desto mehr spüre zumindest ich die Gegenwart Gottes bei den Eheschließungen. Obwohl es bei jedem der 82 Paare, die ich bis jetzt getraut habe, berührend war bei diesem entscheidenden Schritt in ihrem Leben dabei zu sein und ihnen den Segen Gottes zuzusichern und zuzusprechen.

Ein besonders wichtiger Punkt für mich als Priester ist auch das Sakrament der Beichte geworden. Wir wissen zwar alle, dass dieses Sakrament nicht mehr von der großen Masse in Anspruch genommen wird, aber - wie ich meine - wesentlich intensiver wirkt als die Andachtsbeichten vergangener Jahrhunderte. Ich wurde im vergangenen Jahr von Papst Franziskus zum Missionar der Barmherzigkeit ausgesandt, um eben besonders die Barmherzigkeit Gottes im Sakrament der Buße den Menschen näher zu bringen. Ganz bewusst hat unser Papst diese Aufgabe nach dem Jahr der Barmherzigkeit verlängert, um damit auszudrücken, dass die Barmherzigkeit Gottes niemals endet. Ich durfte selber schon oft bei Beichtgesprächen spüren, dass ich gerade in diesem Moment WERKZEUG Gottes bin und durch diesen Dienst mein Priestersein ganz intensiv erlebe. Einfach eine Gnade, ein Geschenk Gottes.

Neben all diesen sakramentalen Begleitungen gibt es natürlich auch viele, viele andere Begegnungen mit Menschen, die einen prägen und freuen oder manchmal auch verzweifeln lassen. Bei Andachten, Wallfahrten in die verschiedensten Länder, bei Gruppenstunden, Besprechungen, Sitzungen, Gratulationen, Verhandlungen, persönlichen Gesprächen usw… Es waren in den vergangenen 10 Jahren aber auch Situationen und Tage dabei wo ich am liebsten alles hingeworfen hätte. Wo du dir denkst: Herr wo bleibt der Blitz?!? Aber auch diese Tage konnte ich überstehen durch das Mitgehen und das freundschaftliche Begleiten vieler, vieler Menschen – von euch! Dafür möchte ich mich aufrichtig bedanken und den Herrn bitten, dass er meinen Weg auch weiterhin segnet – egal wohin er führen wird, was er für Überraschungen und wahrscheinlich auch Stolpersteine bereit hält und welche Menschen er mir noch schickt, um ein Stück dieses Weges mitzugehen.

Vor kurzem wurde ich eingeladen das Musical Don Camillo und Peppone im Wiener Ronacher anzusehen, und da wurde ein Lied gespielt das meinen priesterlichen Weg und meine Empfindungen am heutigen Tag sehr treffend beschreiben – die Zahlen stimmen zwar nicht ganz überein, aber ich möchte es euch trotzdem vorspielen, weil es auch meine Gefühle euch gegenüber zum Ausdruck bringt…. 

 

Termine

Joomla3 Appliance - Powered by TurnKey Linux